FEMALEMAKERS SERIES WATER+WINE. THERESA BREUER. WEINGUT GEORG BREUER. RHEINGAU.
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FEMALEMAKERS.NET | SERIES WATER+WINE ©MONIKA EBERT. AM RHEIN. RHEINGAU.
FEMALEMAKERS SERIES
WATER + WINE.
INTERVIEW MIT THERESA BREUER.
WEINGUT GEORG BREUER.
RHEINGAU.
Theresa Breuer leitet seit 2004 das Rheingauer Spitzenweingut Georg Breuer. Zusammen mit ihrem Team bewirtschaftet die Winzerin 40 Hektar Weinberge, davon über die Hälfte in Steillagen. Hauptrebe ist der Riesling. Ihr Stammhaus liegt malerisch mitten in der Rüdesheimer Innenstadt, das Gros der Breuerschen Weinberge direkt in der Umgebung mit Spitzenlagen wie dem ´Berg Schlossberg´. Weitere Rebflächen befinden sich in Lorch und Rauenthal, nicht weit von Rüdesheim. Vom einfachen Gutswein bis zu den gereiften Spitzengewächsen erzeugt die 39-Jährige Winzerin seit fast 20 Jahren mit großem Können und Leidenschaft ihre einzigartigen Rheingauer Rieslinge. Theresa Breuer´s Weine besitzen finessenreiche Säurebögen und bestechen durch ein nuanciertes, facettenreiches Aromenspiel. Mit unverwechselbarer Handschrift transformiert die Winzerin das einzigartige Terroir der Lagen authentisch in ihre großartigen Weine.
Rheingauer Weinberge + Bewässerung
Rheingau – sonnige + exponierte Weinbergslagen
Früher wurden in diesem Anbaugebiet lediglich Neupflanzungen in den Aufwuchsjahren bewässert. Heute ist das anders. Für die zahlreichen Steillagen des Weinbaugebietes, so auch die von Theresa Breuer, existieren seit jeher Ausnahmegenehmigungen mit der Auflage´Bewässerung nur für den Ertragserhalt, nicht zur Ertragsmaximierung´, allerdings ohne Limitierung der Wassermenge.
Wasser + Bewässersungssyteme
Für Rebanlagen im Rheingau stehen allerdings keine offiziellen Wasserpools, oder gar direkte Wasserleitungen zu den Flächen zur Verfügung. Wie das benötigte Wasser in die Weinberge kommt, obliegt der Eigenverantwortung der Winzer:innen. Dies bedeutet, dass Wasser in großen Tanks zeitaufwändig zu den Parzellen gebracht werden muss, um dort die Tröpfchenbewässerungsanlagen zu bedienen, die mittels überirdisch verlegter Schläuche das kostbare Nass direkt im Umfeld der Rebstämme verteilen. Eine weitere, noch sparsamere da völlig verdunstungsfreie Möglichkeit ist die Unterflurbewässerung. Hier werden in circa 40 cm Tiefe Bewässerungsschläuche verlegt, was allerdings nur bei Neupflanzungen wirklich sinnvoll und effizient ist. Beide Bewässerungssysteme benötigen eine höhere Anfangsinvestition der Betriebe, die seitens der Länder mit bis zu 50% gefördert wird. Allerdings gibt es diese Mittel nur für die eigentlichen Anlagen in den Parzellen, nicht aber für Zuleitungen aus Brunnen oder Becken.
Systematik heute + in Zukunft
„Die geschilderten Einzellösungen werden, wenn breiter bewässert werden muss, an ihre Grenzen stoßen“, so die Winzerin. Zwar gab es bereits einen Anlauf, gemeinsame Lösungen über die Flurbereinigung anzustoßen, „aber leider ist der Klimawandel schneller als die Flurbereinigung und deswegen ist das keine Option für ein weiteres Vorgehen. Es gibt bereits die kompletten Pläne für eine gemeinsame Bewässerung von über 120 Hektar Fläche. Hier müssen aber sämtliche Schritte zunächst abgeklopft werden. Uns würde es bereits ausreichen, wenn das Land eine Sammelstelle für Wasser zur Verfügung stellen würde, um dort ein Wasser-Rückhaltebecken zu installieren. Hierfür gibt es Förderungen für Wege und Landwirtschaftsinfrastruktur, die eine etwas flexiblere Nutzung haben als eine klassische Flurbereinigung, da hier die Ausführung nicht in behördlichen, sondern in den eigenen Händen liegt. Das hat natürlich andere Herausforderungen, das macht man ja nicht so nebenher. Da müssen Institutionen gegründet, Gremien gefunden werden usw.”
Hohe Investitionskosten für Bewässerungsanlagen
"Trotz Fördermitteln bedeutet ein solches Bewässerungsprojekt für jeden Winzer immer noch eine Investition von 15.000 bis 20.000 Euro pro Hektar Fläche, um das Leitungssystem zum Weinberg zu installieren. Hinzu kommen dann natürlich noch der Wasserpreis und die Instandhaltung der Anlage.“
Bildet sie als Winzerin und Geschäftsführerin in ihrem Betrieb bereits finanzielle Rücklagen für diese klimabedingten Investitionen?
„Es ist jetzt nicht so, dass wir aktiv dafür Reserven halten, aber wir wissen auch ganz ganz genau, wenn wir nicht in die Wertsteigerung unserer Weinberge investieren, werden wir in Zukunft einen wahnsinnigen Wertverlust zu erwarten haben. Also ist es eigentlich eine unabdingbare Investition. Da wir relativ viele Pachtflächen haben, fast die Hälfte, wird das zudem ein bisschen tricky werden, weil Eigentümer hier nicht zwingend das gleiche Interesse haben, oder die gleiche Wichtigkeit darin sehen.“
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Wasser als Thema im
Weingut Georg Breuer
Theresa Breuer arbeitet in ihrem Betrieb mit einem festen, ganzjährigen Team von 18 Mitarbeiter:innen, davon sind über die Hälfte im Außenbetrieb und somit aktiv von der Wasserthematik betroffen, weil sie z.B. Wasser in die Weinberge fahren müssen. Gedanklich wie theoretisch beschäftigen sich in ihrem Weingut mit dem Thema Wasser zwei, drei Köpfe erzählt die Winzerin. Es hat bereits seit längerer Zeit Priorität im Team.
„Oft sind es diesbezüglich behördliche Hindernisse und es ist bei uns auch immer die Tücke, dass alle Jahre so unterschiedlich sind. Als Bauer neigt man auch dazu, gerade das letzte Ereignis im Kopf zu haben. Wenn es nach der Ernte wieder regnet und alles schön Grün aussieht, dann vergisst man den Rest gerne. Man denkt, es läuft schon. Das Thema Wasser begleitet uns aber immer wieder und wir sind heute, selbst wenn ich sehr großzügig mit uns in die Kritik gehe, 10 Jahre zu spät, eigentlich sind wir 25 Jahre zu spät damit.“
Wasser + Weinbergsarbeit
„Wir arbeiten tatsächlich sehr vielfältig in unseren Weinbergen, weil wir sehr unterschiedliche Szenarien vorfinden. Mehr als die Hälfte unserer Partien sind Steilhänge. Dort sind Bedarfe und Möglichkeiten ganz anders als im Flachen, wo wir viel aktiver in die Landwirtschaft eingreifen können. Am Steilhang sind die Parameter für unser Eingreifen deutlich reduzierter.
Grundsätzlich sind wir als Betrieb nachhaltig zertifiziert, was inkludiert, dass wir ökologisch arbeiten. Wir haben uns in den letzten zwei Jahren mit regenerativer Landwirtschaft deutlich mehr beschäftigt und sind dabei, damit Erfahrungen auf den Flächen zu sammeln. Beispielsweise an der Wasserresistenz des Bodens zu arbeiten, damit dieser das Wasser besser aufnehmen und halten kann. Es betrifft vor allem die Weinberge, in denen wir – wie überall – mit sinkenden Grundwasserspiegeln zu kämpfen haben. Wir haben ja aktuell noch keinen „Mangel an Niederschlagsmenge“. Im Steilhang arbeiten wir ebenso ökologisch. Für die Wasserschonung setzen wir hier verstärkt auf eine natürliche Bodenabdeckung. Das machen wir seit einigen Jahren intensiv, weil es auch relativ viele weitere positive Effekte hat.
Es spart uns zum Teil Arbeitsschritte und senkt gleichzeitig die Bodentemperatur in den exponierten Steillagen deutlich.“
Wasser + Weinproduktion
Wie geht das Team von Theresa Breuer mit der Ressource Wasser im gesamten Prozess der Weinproduktion um? Was sind Maßnahmen, um Wasser zu sparen?
„Wir versuchen auch hier beim Thema Wasser im ganzen Team immer ein Bewusstsein dafür zu haben, zu wecken und immer wieder aufzufrischen“, so Theresa Breuer. Da ihr Weingut mitten im Ortskern liegt, gibt es keine Möglichkeit, eine große Zisterne für die Wiederverwertung von Brauchwasser in der Weinproduktion zu bauen. „Aber, dafür erhalten die Räume des Weinguts das Leben im Innenstadtkern und die sehr alten Gemäuer erlauben es, das Thema Kühlung in den Kellern ohne großen zusätzlichen Energieverbrauch zu managen“, so die Winzerin. „Nichts ist eben schwarz-weiss. Wenn es hier bei uns in der Weinproduktion Möglichkeiten gibt, Wasser zu sparen, sind es in der Regel eher kleine Bausteinchen und die setzen wir natürlich auch um.“
Technische Innovation im Weinkeller
„Wenn man sich heute eine neue Presse anschafft, dann haben diese Geräte bereits sehr wasserschonende Reinigungsmechanismen. Das ist aber keine Investition, die man jedes Jahr aufs Neue macht. Aber es ist schon so, dass die fortwährende Erneuerung des technischen Equipment in der Regel auch wassersparende Effekte mit sich bringt.
Wir haben uns im Weingut für eine bestimmte Stilistik entschieden und arbeiten relativ viel mit Holzfässern. Diese Fässer müssen einmal im Jahr, wenn sie leer sind, gewässert werden. Hier kann ich auch kein Wasser einsetzen, das eine Belastung hat, oder geschmacklich eventuell eine Auswirkung auf die späteren Weine. Da muss man an anderer Stelle Wasser sparen. Wir brauchen aber immer Wasser in der Weinproduktion.“
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Flurbereinigung gestern + heute
Vor 50 Jahren hatte die Flurbereinigung der Weinbauflächen im Rheingau das Ziel, Wasser aus den Bergen herauszuholen, weil damals die Böden zu feucht waren. Heute sei das in den meisten Teilen eher ein Fluch, berichtet Theresa Breuer. Segen aus dieser Zeit sind bis heute die Auffangbecken und Ableitungen für Wasser.
„Wenn die Flurbereinigung von damals heute bewertet wird, sieht man, dass es gut wäre, wieder viel mehr offene Strukturen zu schaffen. Was man früher als Wasserstraße in Beton realisiert hat, bricht man jetzt peu à peu wieder auf, um erneut offene Bodenstrukturen zu schaffen, damit das Wasser nicht nur aufgefangen wird, sondern auch wieder besser versickern kann. Tatsächlich ist es in nur 50 Jahren heute ein gegenteiliges Herangehen. Was an einer erneuten Flurbereinigung aber sehr kritisch wäre, ist die Tatsache, dass wir an einer Lösung für heute arbeiten würden, ohne die Weitsichtigkeit zu integrieren, auch noch drei Szenarien weiter zu denken.“
Werden hier nicht zukünftige Szenarien erarbeitet und in Planungen integriert?
„Natürlich hat man die Klimaberechnung und ein bisschen die erste offensichtliche Annahme, dass tolle neue Rebsorten funktionieren. Es gibt aber keinen wirklichen Maßnahmenkatalog. Vielleicht existiert dieser auf Seiten der Wissenschaft, aber er ist eben noch nicht ausreichend in Studien geprüft worden, sodass er tatsächlich den Weg nach draußen findet. Eine Taskforce ´Zukunft, Wasser und Landwirtschaft´ gibt es nicht. Mehr ein wildes Experimentieren, was aber auch gut ist. Tatsächlich ist innerhalb der Winzerschaft die Wachheit gewachsen, dass man mutiger Sachen ausprobiert und verschiedene Szenarien testet.“
Strukturelle Trägheit +
kleine Flächen
Der Weinbau des Rheingau weist eine weitere spezielle Problematik auf. Im Vergleich zu fast allen anderen Landwirtschaftsbereichen des Landes ist die Schlagstruktur (Parzellenstruktur) der Weinbauflächen hier extrem klein ist.
Die vielen kleinen Schlageinheiten bedingen meist einen großen Pool an Eigentümern, dessen Diversität eine Umsetzung von Maßnahmen über größere Flächen hinweg oft ausbremst. „Einerseits bringt uns das eine tolle Vielfalt und es gibt uns Individualität. Aber im größeren Kontext ist es ein wahnsinniger Hemmschuh“, so Theresa Breuer.
Klimawandel + Initiativen: KliA-Net
KliA-Net ist ist eine Gruppe von Akteuren in der Region, die sich aus der Rheingauer Stadt Eltville heraus gegründet hat. Diese Initiative wird durch Mittel des Bundesumweltministeriums bezuschusst und unter der Projektleitung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie – einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung – durch die Stadt Eltville sowie der örtlichen Hochschule Geisenheim umgesetzt.
„Dadurch wurde ein überregionales Netzwerk geschaffen mit einem wirklich guten Radius in der Vernetzung. Hier werden allgemein der Klimawandel und die Problematiken für alle Arten von Akteuren der Region besprochen. Also auch für Unternehmen, für die ganze Landwirtschaft, aber auch für den Privatverbrauch. Der Weinbau ist natürlich hier in der Region sehr dominant. KliA-Net hat zwei Jahre lang diese Themen sehr aktiv begleitet und war sehr erfolgreich wie auch bereichernd. Jetzt wird dieses Netzwerk in Eigeninitiative weitergeführt. Im Idealfall werden dadurch die Dinge auf so breiten Füßen erarbeitet und aufgestellt, dass es in der Umsetzungsprozesse möglichst wenige bis keine Hürden mehr gibt.“
Innovationen + Anwendungstransfer
„Wir haben hier den großen Luxus, dass wir in unserem Nachbarort die Hochschule Geisenheim inklusive einer Forschungsanstalt für diese gesamten Themen haben. In der Forschung dort passiert schon sehr viel, das ist innovativ und es existieren wirklich tolle Projekte. Schwerer ist es dann, den Transfer aus der Forschung in den Alltag zu realisieren, weil damit sehr hohe Kosten verbunden sind – auch wenn die Hochschule hier wirklich immer Praxispartner sucht und ins Boot holt. … Wir haben als Weingut in diesem Jahr beispielsweise das erste Mal an einem Drohnenspritzungsprojekt für den Rebschutz teilgenommen. Damit sparen wir kein Wasser, aber mit der Ressource Mensch können wir so zukünftig cleverer umgehen.“
Piwis + Wasser + Unterlagsreben
Piwis sind pilzwiderstandsfähige Rebzüchtungen, die bereits seit Jahren existieren und an deren Verbesserung stetig geforscht wird. Zudem benötigen diese Neuzüchtungen weniger Wasser. Über den Geschmack der Piwi-Weine gehen die Meinungen in der Weinszene, sei es bei Sommelièren, Winzer:innen, Händler:innen wie auch Endkund:innen derzeit noch weit auseinander.
Wie steht Theresa Breuer zum Thema Piwis bezüglich ihrer Weinberge?
„Tatsächlich sind wir da sehr konservativ, wobei ich Piwis an sich sehr gut finde. Ich glaube nur, man muss sich bewusst machen, was wo passt und wo Bedarf besteht. Wenn ich mir jetzt überlege, wie ich unsere vom Klimawandel am meisten betroffenen Weinberge cleverer bewirtschaften kann, dann sind es Maßnahmen, die im Idealfall dafür sorgen, dass ich mit Wasser anders, sparsamer, besser umgehen kann. Wenn ich in unserer Spitzenlage ´Berg Schlossberg´eine Piwisorte anpflanzen würde, die mich geschmacklich nicht auf das Weinlevel hebt, das mir am Ende so viel Geld vom Konsument bringt, damit ich meine Arbeit bezahlen kann, dann hilft mir das nicht. Trotzdem ist es so, dass ich glaube, Piwis werden ihre Zukunft in vielen Weinen haben. Da muss man aber genau wissen, wie man sich als Weingut positioniert. Wir sind so dieses Spitzchen des Eisbergs, da geht es im Kontext des Verbrauchers um ganz ganz andere Parameter. Wir schaffen es, Preise zu realisieren, die dafür sorgen, dass wir mit unseren Ressourcen gut umgehen können. Wenn man das aber nicht schafft, dann muss man Dinge verändern. Dies repräsentiert ja quasi 80% des Weinmarktes. Hier sollten wir in 20 Jahren auf jeden Fall überwiegend mit Piwis arbeiten – auch wenn Piwis sicher nicht die Lösung für alles sind.“
Theresa Breuer nennt noch einen weiteren, spannenden Aspekt zum Thema neue Rebzüchtungen. Dazu muss man wissen, dass aufgrund der Reblausplage im 19. Jahrhundert unsere heutigen Rebstöcke aus resistenten, sogenannten Unterlagsreben bestehen, auf die der eigentliche Rebstock, z.B. der Riesling, aufgepfropft wird.
Forschung + Praxis Unterlagsreben
„Die ganze Unterlagsrebforschung hängt leider noch total hinterher“ so die Winzerin. „Wir haben in Deutschland nur 17 zugelassene Unterlagsreben. Es gibt natürlich auch Versuche und Forschung diesbezüglich, aber hier zeigt sich wieder so ein bisschen die Trägheit der Systeme. Es dauert noch zu lange, bis etwas praxistauglich ist. Und wenn man sich die Vielfalt der verschiedenen Standortbedingungen anschaut, dann sind 17 Unterlagsreben tatsächlich gar nichts… Der Riesling fängt ja erst oben an, steht aber nicht unten im trockenen Boden, hier steht die Unterlagsrebe. Wenn man also andere Unterlagsreben entwickelt, die mit dem Riesling oben funktionieren und gleichzeitig mit trockeneren Bedingungen im Boden gut umgehen können, dann haben wir vielleicht eine rosige Zukunft vor uns. Das weiß aber im Moment noch keiner, weil es noch keine Langzeitversuchsreihen dazu gibt.“
FEMALEMAKERS.NET | SERIES WATER+WINE ©MONIKA EBERT. RIESLING TASTING. VINOTHEK WEINGUT GEORG BREUER. RÜDESHEIM.
Klimawandel + Zukunft des Rieslings
Der Klimawandel wird nicht nur die Arbeit von Winzer:innen verändern, sondern auch die Geschmacksprofile ihrer Weine. Hitzestress, Starkregen, kürzere Vegetationsperioden etc., all das verändert Reben, Trauben und damit auch Weine. Die Geschmacksprofile Deutscher Spitzenrieslinge sind international hoch geschätzt und sehr gefragt. Wird sich das in Zukunft ändern und wenn ja, wie geht man damit um?
Mit dieser Fragestellung wird auch Theresa Breuer häufig konfrontiert.
„Wenn ich heute genau das Gleiche mache wie vor 20 Jahren, dann wird sich mein Riesling extrem verändern. Wenn ich aber Veränderungen in Kauf nehme und sie in meinem Umgang mit der Pflanze, den Weinbergen und unserem Tun ins Verhältnis setze, dann kann ich ja auch Dinge verändern. Das Klima verändert sich und damit gehen Sachen kaputt. Ja, aber es ist eben an uns, auch darauf einzugehen. Und ja, es werden sich Parameter verändern. Die Erträge werden vermutlich deutlich niedriger, wir müssen über andere Arten der Weinbergsbewirtschaftung nachdenken.
Das komplette Bodenmanagement wird mit dem Klimawandel andere Herausforderungen bringen. Wenn wir aber nichts verändern, dann wird es der Riesling schwer haben. Wenn wir uns aber damit beschäftigen, was wir Gutes für den Riesling tun können und bereit sind, in diesen Qualitätszuwachs, den wir ja durch den Klimawandel bis heute erfahren haben, weiterhin zu investieren, damit wir unsere Weinberge erhalten können, dann haben wir eigentlich alle gewonnen.
Man darf eben nur nicht davon ausgehen, dass die Sache gleich bleibt und man wahnsinnig viel Ertrag bekommen wird. Das Geschmacksprofil darf sich verändern.“
Kulturgut Wein versus Nahrungsmittel:
Konkurrenz um Ressourcen
Wie wird sich der Weinbau in einer Zukunft von knappen (Wasser-)Ressourcen in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion entwickeln können? Zeigt diese Konkurrenz bereits heute Auswirkungen?
„Die Sonderkultur Wein, auch als eine zu erhaltende Kulturlandschaft, erfährt im Moment noch hohe Wertschätzung“, beschriebt Theresa Breuer die aktuelle Grundsituation. „Es wird aber mit Sicherheit weniger werden, weil sich auch das Konsumentenverhalten ändert. Das ist für uns immer ein Thema. Wir können nicht lautstark Bedarf an Wasser anmelden, um damit Alkohol zu produzieren. Das ist einfach so. Das ist auch richtig so und deswegen sind wir gefordert, smarte Lösungen zu finden. Mir wäre es tausendmal lieber, wir würden vom Naturschutzbund die Erlaubnis bekommen, Rückhaltebecken zu bauen, um Wasser, das sowieso auf die Flächen fällt, auch in der Fläche zu halten und somit kein Wasser on-top verbrauchen zu müssen.
Die Konsumenten sind beim gesamten Thema Wein deutlich bewusster geworden, es wird momentan sogar drastisch weniger Wein getrunken. Wir als Spitzenwinzer:innen merken im Moment allerdings eher ein bisschen die Krisenauswirkungen, die sich durch bewussteren Einkauf zeigen. Aber auch das, was die Gastronomie-Kette mit sich bringt: Weniger Mitarbeiter in der Gastronomie, weniger Weinkonsum in der Gastronomie usw.
Was die Supermärkte, die sich ja um die Masse und die großen Mengen kümmern gerade sehen ist, dass weniger Wein gekauft wird und das wird sich auch irgendwann in weniger Weinbauflächen ausdrücken.
Zudem sind die Signale, die EU-politisch auf uns zukommen, so klar gegen Alkohol, dass auch was die Wasserthematik betrifft, alle erst einmal eher versuchen werden, intern kleinere Lösungen zu finden, bevor man laut nach vorne schlägt. Wenn man die Kette weiter denkt, dass wir auch noch anderen Ressourcenbedarf haben und eigentlich ein Menschengift produzieren, dann wird der Hahn ganz schnell zugedreht. Dann ist auch der Erhalt unserer Weinkulturlandschaft irgendwann kein Thema mehr. Aktuell wird ja beispielsweise in der EU diskutiert, ob abschreckende Bildchen auf Flaschen kommen müssen.“
Welche Haltung nimmt die Winzerin angesichts solcher Zukunftsaussichten persönlich ein?
„Es bedrückt mich tatsächlich nicht, weil wir hier das Gefühl haben, dass wir sehr bewusst und verantwortungsvoll mit diesen Themen in der Vielfalt umgehen. Wenn wir anfangen, uns bedroht und bedrückt zu fühlen, dann ist das eine Schleife, die niemand hilft.
Wir müssen eher uns selbst ermahnen, in unserem Kontext sensibel und clever damit umzugehen. Limitierungen werden wir haben, das finde ich auch tatsächlich nicht dramatisch. Ich finde es auch nicht dramatisch, wenn in der Zukunft irgendwann die Kalorienzahl auf der Flasche stehen muss. Es ist nur die Frage: Wie geht man damit um? Ja, wir produzieren Alkohol. Und wir tun es mit Sinn und Verstand. Es ist einfach besser, seinen Qualitätsanspruch wirklich nach oben zu schrauben, um nicht in die Schublade zu fallen, die dafür sorgt, dass man in rauen Mengen Alkohol konsumiert. Vielleicht spielt uns die Natur hier sogar in die Karten, weil wir in Zukunft auch gar nicht mehr so viel Wein produzieren können.“
Danke für dieses Interview Theresa Breuer!
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WEINGUT GEORG BREUER. KÜNSTLERETIKETT ZEICHNUNG IN DER VINOTHEK DES WEINGUTES IN RÜDESHEIM.